EURO ist wieder zu Hause – Willkommen in Frankreich!
Frankreich organisiert bereits zum dritten Mal die Europameisterschaft. Zum ersten Mal werden sich dabei 24 Mannschaften messen. Bei der ersten Meisterschaft 1960, die ebenfalls in Frankreich stattfand, nahmen damals nur vier Länder teil. Es kämpften vier Länder, die es heute schon seit 25 Jahren nicht mehr auf der Landkarte gibt. Im Finale in Paris besiegte damals Jugoslawien die starke Sowjetunion (2:1).
Doch noch mehr als das Finale, blieb den Menschen das Halbfinale in Erinnerung, in welchem Jugoslawien die Gastgeber besiegte. Es gilt für viele (besonders die ältere Generation) als das aufregendste in der Geschichte des Henri Delaunay Pokals. Im Spiel fielen neun Tore und es hält noch heute den Toranzahl Rekord in einem Europameisterschaftsspiel. Die Franzosen verloren nach dieser Niederlage noch das Spiel um den dritten Platz gegen die Tschechoslowakei (0:2).
Henri Delaunay (1883 – 1955) war Fussballer, Schiedsrichter, Generalsekretär des französischen Verbandes und der UEFA, ein Mitglied der FIFA, vor allem aber der Initiator einer Europameisterschaft für Nationalmannschaften. Daher wurde auch der Pokal nach ihm benannt. Mit seinem Landsmann Jules Rimet war er auch der Architekt der Weltmeisterschaft 30 Jahre davor. (Foto: www.numismaticodigital.com) |
Der Händedruck der Mannschaftskapitäne vor dem Halbfinale zwischen den Franzosen und Jugoslawen (rechts Vincent, links Kostić), zwischen ihnen die drei Schiedsrichter mit dem Belgier Grandain im Vordergrund. Das spannende Spiel im Parc des Princes konnten die Jugoslawen zu Beginn besser für sich nutzen, doch die Gastgeber wendeten das Spiel und begannen die zweite Halbzeit mit einem 2:1 Vorsprung. Jedoch war es damit noch nicht besiegelt, sie trafen noch zwei Tore und führten bereits mit 3:1 und 4:2. Doch den Gästen gelang es, sich immer wieder anzunähern und schlussendlich sicherten sie sich den Sieg gegen die »Gallischen Hähne« innerhalb von zwei Minuten (Jerković 78′ und 79′) mit einem Spielstand von 4:5 und erreichten somit das Finale mit der Sowjetunion. (Foto: www.poteaux-carres.com) |
So warteten die Franzosen lange 24 Jahre auf ihren ersten Sieg 1984, als sie zum zweiten Mal die Europameisterschaft organisierten. Damals kämpften acht Länder um den Titel. Unter ihnen auch Jugoslawien, für das die ersten zwei Spiele katastophal liefen. Gegen Belgien verloren sie mit 0:2 und Dänemark mit 0:5. Gegen die späteren Gewinner lieferten sie das beste Spiel ab, auch wenn sie schlussendlich von Frankreich 3:2 besiegt wurden. Einen Hattrick schaffte der beste Spieler Michel Platini im Spiel gegen Jugoslawien, in dem der heutige Teamchef der slowenischen Nationalmannschaft Srečko Katanec mitspielte. Mit neun Toren, war Michel Platini, der legendäre Juventus Fussballspieler, damals der beste Torschütze der Meisterschaft. Auf seinen Flügeln flogen die Franzosen im Halbfinale über Portugal (3:2) und besiegten im Finale in Marseille auch Spanien (2:0) |
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Der Gewinner (Foto: soccerchampions.altervista.com) und Verlierer (Foto: www.telegraph.co.uk). |
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14 Jahre später, mit Michel Platini als Vizepräsident des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, gewannen die Franzosen mit Zinedine Zidan in der Hauptrolle ihren ersten Titel. Beim Jahrhudertwechsel (2000) holten sie sich ihren zweiten Europapokal. Die blendende Karriere, des besten französischen Fussballspielers des 20. Jahrhunderts, endete jedoch in diesem Jahr. Der FIFA Korruptionsskandal brachte ihn um seine Position als UEFA-Präsident und die Kandidatur als FIFA Präsident. Weiters wurde er von der FIFA-Ethikkommission für vier Jahre gesperrt. Obwohl es mit Sicherheit seinem Verdienst zuzuschreiben ist, dass der zweitwichtigste Fussball Wettkampf zum dritten Mal von den Franzosen organisiert wird, darf er seine Landsmänner nicht dabei begleiten, den dritten Titel zu gewinnen. Ein Sieg würde Frankreich mit Deutschland und Spanien gleichstellen, die den begehrten Titel bereits dreimal geholt haben (Deutschland 1972, 1980, 1996; Spanien 1964, 2008, 2012). |
Platini hält immer noch den Rekord der Toranzahl in der Europameisterschaft. Dieser Rekord gewinnt an Gewicht, wenn man bedenkt, dass er nur bei einer Europameisterschaft mitgespielt hat. So konnten bis heute Spieler, die bereits an mehreren teilgenommen haben, den französischen Rekordhalter nicht einholen. Am nächsten sind Platini bis jetzt Ibrahimović (Schweden) und Ronaldo (Portugal) mit je sieben Toren gekommen. Es besteht kein Zweifel, dass es beide versuchen werden, den Rekord einzuholen und sich somit den Eintrag in die Geschichte zu sichern. Darin findet man auch noch mehr interessante Fakten. Zum Beispiel hat der Gastgeber vor 32 Jahren zum letzten Mal den Titel gewonnen. Vor den Franzosen gelang dies im Heimatland nur den Spaniern (Sieg gegen die Sowjetunion 2:1) und den Italienern (Sieg gegen Jugoslawien 2:0 im Wiederholungsspiel, da das erste Spiel unentschieden ausging 1:1). Es stellt sich also die Frage: Kann sich die Geschichte wiederholen und gewinnen die »Gallischen Hähne« zum dritten Mal den Henri Delaunay Pokal?